angst
das thema heisst angst und indem ich den satz schreibe, merke ich dass sich sofort etwas dagegen sträubt dies weiter zu verfolgen
wo taucht sie überall auf die angst?
als kind in situationen, in denen ich bedürfnisse hatte, von denen ich annahm, dass sie von meinen eltern nicht erfüllt werden wollten aber die angst war nicht die angst vor dem nein, sondern vor dem gefühl dahinter, vor der ablehnung, vor dem liebesentzug, vor der unharmonie dass ich dann sehr früh anfing, heimlich, unerlaubt aber unvollständig zu befriedigen und damit eine wesentlich grössere unharmonie provozierte, ist ein absurdes damals nicht realisiertes detail
ich finde kein authentisches gefühl dieser zeit, ich habe jegliche reflexion ausgeblendet ich vermag noch nicht zu sagen, warum ich um des friedens willen nicht auf diese vorgeblichen bedürfnisse verzichten konnte/wollte ich hatte grosse angst vor den abfuhren meiner mitschülerinnen deshalb habe ich ihnen stets bis zur 15 nur schriftlich mitgeteilt, was ich empfand, ohne mich zweifelsfrei zu erkennen zu geben
keine von ihnen, es waren katja rieger, barbara braden, ursula…hat je ein wort darüber verloren ich hatte angst vor konflikten mit mitschülern wie johannes bollen, ralf schüller, uwe gerlach, ich habe mich nicht verteidigt, ich habe ihre anmachen geschluckt ohne mich zu wehren und empfand grosses mitgefühl für die in der klasse, denen es genauso erging, ralf brand und …thelen prüfungen haben mir nie angst gemacht, genauso wenig wie all die verbotenen dinge, die ich im laufe der jahre austestete, fahren ohne führerschein, klauen, einbrechen,
geldklauen bei meinen eltern hat mich nur am anfang beschämt geschämt habe ich mich als ich im supermarkt beim klauen erwischt wurde bzw.als man uns nachts aufgegriffen hatte und zu hause ablieferte grenzenlose angst hatte ich kurz vor einem zu haltenden referat über marcel breuer bei den kunsthistorikern
ähnlich gross war die angst in den tagen bevor ich corinna zurückerwartete um mich von ihr zu trennen
angst hatte ich als ich vergeblich auf andreas s. wartete, um mich bei ihm zu entschuldigen, dafür dass ich mit seiner freundin herumgemacht hatte, ähnlich dem warten auf henrik, um meine liebe zu corinna ihm gegenüber zu erklären und ihn um verständnis zu bitten angst hatte ich davor mit der ariane ein kind zu haben, einen weg finden zu müssen, um das gemeinsam zu schaffen, was mir bis jetzt noch nicht gelungen ist
angst hatte ich vor der suse, die vermeintlich mit recht verletzt war, weil ich das kind in ihrem bauch nicht mit ihr zusammen aufziehen wollte,
angst auch vor der moral ihrer und meiner eltern, weil ich selbst meiner entscheidung nicht trauen konnte, nicht fühlen konnte ob ich ein recht zu dieser entscheidung habe…demzufolge ihren rachezug als verdient rechtfertigte auch angst vor der verantwortung für meinen sohn, was aber mittlerweile eher angst um seine seele geworden ist, wenn ich seine mutter erlebe
ich lasse mich nicht auf frauengeschichten ein aus angst vor missverständnissen, aus angst vor einer situation, in der ich der frau erklären muss, dass meine gefühle nicht mit ihren übereinstimmen und in mir eine institution existiert, die das als nicht zulässig verurteilt, obwohl es ein teil von mir ist…ich versetze mich so sehr in die position der frau und versuche bis zur selbstaufgabe ihren bedürfnissen gerecht zu werden, dass meine person fast komplett untertaucht
ich lade gerne zum essen ein und habe dann angst davor, dass es zu wenig gibt oder aber nicht schmeckt
wenn ich hinter meinem hv-tresen stehe, habe ich angst, dass jemand kommt, der mir eine frage stellt, die ich nicht beantworten kann, obwohl es von mir als fachmann erwartet wird wenn jemand meine malerei zu sehen bekommt, habe ich ganz körperliche angst davor, dass derjenige durchschaut, wie inkompetent, dilettantisch, talentlos und banal das ist, was ich so hüte wie ein grosses geheimnis
bei diskussionen über themen, in denen ich mich nicht zu hause fühle – und das sind fast alle themen – bzw. mit menschen, denen ich mich nicht gewachsen fühle – solche, die eloquenter oder gebildeter als ich scheinen – finde ich, meine antwort im kopf, mögliche argumente dagegen, führe sinngemäss eine interne parallel-diskussion, und enthalte mich(abwägen der möglichen züge im schach vergleichbar) angst vor anscheinend notwendiger kritik an freunden – speziell sandro – weil ich antizipiere, dass das als angriff gewertet werden könnte, was schon oft geschehen ist, und unsere freundschaft gefährden könnte…aber ich frage Sie, was ist das für eine freundschaft, die das nicht aushält wenn nicht gar braucht…wie viel halte ich von mir, dass ich so denke
angst vor Zweikämpfen beim Fußball wegen der Möglichkeit, den Ball zu verlieren und dann bei meinen Mitspielern in Ungnade zu fallen, aber großes Verständnis für Fehler anderer in diskussionen mit meinem vater fühlte ich mich früher unterlegen, was einerseits die regel sein dürfte, was in meinem fall durch den umstand potenziert wurde, dass mein vater ein eher nüchterner sachlicher geist war und ich eher emotional geleitet argumentierte, gleichzeitig seinen argumenten sehr gut folgen konnte ohne bei meinen gedanken eine vergleichbare stärke des fundamentes zu verspüren
angst, alt und älter zu werden ohne eine liebe in meiner nähe
angst, körperlich älter zu werden und mich nicht so alt zu fühlen, überhaupt angst vor dem in ein alter kommen, in dem menschen, mit denen ich zu tun haben möchte, von mir denken, das ich alt bin, wohl so etwas wie midlife-crisis, hat damit zu tun, dass ich frauen hinterher sehe, die sich sonst mit jüngeren männern umgeben ich habe angst vor krankheiten, wenn ich etwas vermute, das mit meiner lebensweise zusammenhängt, dann nehme ich das sehr ernst
ich möchte, dass mich alle liebhaben, auch die, von denen ich nur das gefühl mitnehmen möchte
angst ist sehr persönlich, schliesst die auseinandersetzung mit anderen aus, sie wurzelt in dir und löst sich auch nur dort andere dienen als platzhalter, die angst von jemandem getötet zu werden, hat nichts mit dem jemand zu tun, unwichtig, ob er eine waffe auf dich richtet oder dich überfahren will. es ist deine angst. mit der du beschäftigt bist, unabhängig davon, ob er dich tatsächlich töten will oder nicht. wenn er es tun will, tut er es unabhängig von deiner angst…wozu ist sie dann gut deine angst…was nützt sie dir, wenn du vor 100 menschen stehst und eine rede halten willst, nützt sie dir beim vermeiden von peinlichkeiten, beim redefluss, nein, sie schliesst dich aus, sie schliesst dich ein, vereinnahmt einen wesentlichen teil deiner aufmerksamkeit, sie übernimmt die kontrolle über dein gemüt, deine denkfähigkeit. gibt es eine berechtigte angst? kann angst motivieren? spontan: angst hemmt, blockiert, lähmt, verhindert..warum sollte ich vor dieser prüfung angst haben, was habe ich zu befürchten und was hilft mir meine angst beim vermeiden vom sagen falscher dinge bzw. ist sie hilfreich beim erreichen meiner ziele…ich erinnere mich an zwei situationen, in denen sie ihre berechtigung hatte, in denen ich aber auch keinen gedanken von behinderung empfand, das war die spontane angst zum schutz der eigenen person, zum schutz vor körperlicher verletzung, bzw. zum schutz vor einer möglichen festnahme
angst ist schon sehr lange mein thema, schon sehr lange eigentlich schon immer . ich weiss nicht, vielleicht habe ich noch nie gewusst, wann es angefangen hat . es muss sehr bald nach meiner geburt gewesen sein . das ist nur so ein gefühl . das ist nicht verbunden mit einer erinnerung . angst ist das thema . mit fünfzehn hab ich mir nachts das auto meines vaters oder meiner mutter ausgeliehen, das auto meines vaters war immer die grössere herausforderung, weil es schwieriger war, es unbemerkt wegzufahren/auszuleihen/zu borgen, und weil es grösser war, das war der grössere triumph im stillen, wem sollte ich davon erzählen, die, die ich beeindrucken wollte oder besser der, den ich beeindrucken wollte, war doch genau der, dem ich zuletzt davon erzählen konnte, mein vater, mein geliebter vater. und jetzt sitze ich hier, zappe durch die abteilung oper in meinem musik-gedächtnis, und suche nach dem anfang, nach dem grossen geheimnisvollen warum, was ist dir passiert, was ist der grund, was ist passiert, diese angst ist so anstrengend und so beschwerlich so elend hinderlich, und ich finde nicht den weg hinaus
warum hast du angst vor deiner grösse, warum hast du angst vor deiner liebe, warum hast du angst vor deiner familie, warum hast du angst vor deiner liebe, warum hast du angst vor deiner grenzenlosen unendlichen schmerzvollen verletzten nicht erwiderten aber von wem liebe
ich möchte nicht, dass meinem sohn das gleiche passiert
ich bin kein schlechter mensch, aber ich vertraue meinem gewissen nicht, ich misstraue meiner intuition, wenn es einen anderen menschen verletzen könnte wir haben uns beide ein kleines stück in unsere seelen schauen lassen und haben beide ein kleines sehr verstecktes stückchen seele voneinander sehen dürfen und was das schönste daran war, ist der kurze ganz kurze moment, in dem wir beide uns in dem anderen wie in einem spiegel sehen konnten mit einer ahnung von unserer schönheit ich habe gerade das gefühl, dass ich nicht frei schreibe, ich kontrolliere mich fast unbemerkt, in diesem fall achte ich darauf, dass der literarische stil effektvoll eingesetzt wird und reflektiere gleichzeitig, dass diese worte womöglich von dieser couch gelesen werden und kontrolliere schon wieder, was ich IHR schreibe
so komme ich nicht weiter, ich fliehe, ich kann nicht auf der stelle stehen, ich muss mich bewegen, ich will hier weg
3.august heute ist ein tag ohne klare vorzeichen, da ist einer aufgetaucht, der mich kritisiert hat, der mir gesagt hat, dass ich sehr streng sei, dass ich sehr schnell sei mit meiner meinungsbildung über andere warum sagt er das, hat er recht oder sucht er die flucht im angriff zu erklären, ich bin unsicher und warum bin ich unsicher, vielleicht weil er recht hat oder weil ich mit rückfragen nicht umgehen kann
er fragt sich ob ich nicht in dieser art nachfrage, weil ich keinen raum zulasse, weil ich mir anmaße, mir erlaube behauptungen aufzustellen,vorschnell ohne zu reden ohne zu reflektieren ohne mit dem opfer zu reden
entscheidend ist dabei doch dass die aussage genügt, um mich zu verunsichern, legitim, aber zu wenig, um mich in eine situation zu manövrieren, in der ich ohne grund mein gefühl, was für sich sehr stark ist, als ganzes in frage stelle es ist keine angelegenheit des geistes, es geht hier nur ganz nur um das ganze darunter
ich bin betrunken und auch nicht mehr a la mode mit meinen gedanken und wünschen, was mich zweifeln lässt an meiner lebensberechtigung